Der Mitropa-Cup - Beginn des "modernen" Fußballs auf dem Kontinent

Dr. Stefan Zwicker, M.A. (RFWU Bonn, Institut für Geschichtswissenschaften, Abt. Osteuropäische Geschichte)

Abstrakt

Der 1927 eingeführte Mitropa-Cup, hier der erste internationale Fußballwettbewerb, stellte in gewisser Weise den Beginn des "modernen" Fußballs auf dem europäischen Kontinent dar. Er brachte viele Neuerungen bzw. Weiterentwicklungen, die in eine Richtung führten, die in der Gegenwart nicht selten kritisch gesehen wird, aber eben kein Phänomen dieser Gegenwart ist, sondern deren Ansätze schon spätestens vor 90 Jahren zu verorten sind: Zu nennen wären: Kommerzialisierung (ein großes Unternehmen tritt als Sponsor auf und nutzt den Wettbeweb für Reklamezwecke, Spiele ziehen zuvor ungesehene Zuschauermassen an und werden deswegen in eigentlich für Fußball unegeeigneten Spielstätten wie dem Prager Masaryk-Stadion ausgetragen), Medialisierung (Übertragungen im Radio, damals eine ungeheure Attraktion), Internationalisierung (zunehmende Wechsel von Spielern und Trainern über Staatsgrenzen hinweg), Politisierung (diplomatische Verwicklungen, etwa nach Ausschreitungen bei Spielen tschechischer Mannschaften gegen Teams aus Italien oder Ungarn). Die ČSR bildete in jener Zeit mit Österreich, Ungarn und Italien (deren Vereine die wichtigsten Teilnehmer des Cups stellten) die Spitze des Fußballs auf dem Kontinent, man sprach auch vom "Donaufußball", der in diesen Ländern erfolgreich gespielt wurde. Die Prager Großklubs Sparta und Slavia gewannen den Pokal bis 1938 zusammen dreimal, die Einnahmen aus diesem Wettbewerb trugen auch dazu bei, dass sie im nationalen Fußball der Konkurrenz vollkommen enteilten. Der Beitrag will die wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Bedeutung des Spitzenfußballs in der Zwischenkriegszeit darstellen und auch auf den Forschungsstand zu dieser Thematik eingehen.